
Großes Arkana – Teil 2
Die Großen Arkana sind das Herz des Tarot – 22 archetypische Bilder, die wie Wegweiser durch die Seelenreise des Menschen wirken.
Sie erzählen von Aufbruch und Wandlung, von Prüfungen und Erkenntnissen, von Licht und Schatten. Jede Karte ist ein Spiegel, ein Schlüssel und zugleich ein Tor zu einem tieferen Verständnis des Lebens.
Von XII. – Der Gehängte, bis XXI – Die Welt, der Vollendung und Integration, entfaltet sich eine kosmische Geschichte: die Reise der Seele durch das Mysterium des Daseins.
XII. Der Gehängte – Demut
Die Karte des Gehängten berührt einen zuerst unangenehm. Man erschrickt sogar davor. Doch schaut man sie genauer an, entdeckt man den gelben Strahlenkranz um das Haupt des Gehängten und die grünen Blätterranken um den Kreuzbalken. Dreht man dann die Karte um, sodass der Gehängte aufwärts steht, verliert die Karte vollends ihre Bedrohlichkeit. Der Eindruck einer positiven Karte wird noch durch die leuchtend rote Hose, die der Gehängte trägt, verstärkt: Dieser Mensch ist nicht leidend oder gar tot, sondern äußerst lebendig. Rot ist die spirituelle Farbe für Weisheit. Die Farbe seines Hemdes, Blau, wiederum, steht für Glaube, Weisheit, Liebe und Hingabe.
XIII. Der Tod – Transformation
Ein Skelett in schwarzer Rüstung reitet auf einem weißen Pferd. Vor ihm knien König und Bischof, während Sonne und Mond gemeinsam am Himmel stehen. Die Karte erschreckt, doch sie zeigt keinen endgültigen Tod, sondern Wandel. Wo etwas endet, beginnt Neues. Der Tod ist die Kraft der Verwandlung: alte Muster sterben, damit Raum für Wachstum entsteht.
XIV. Mäßigkeit – Harmonie
Ein Engel mit zwei Flügeln gießt Wasser von einem Kelch in den anderen. Ein Fuß ruht im Wasser, der andere auf festem Boden. Hinter ihm erhebt sich ein goldener Sonnenaufgang. Mäßigkeit ist die Kunst der Balance: das rechte Maß finden, Gegensätze vereinen, geduldig im Fluss bleiben. Sie lehrt uns, dass wahre Heilung in der Mitte geschieht.
XV. Der Teufel – Versuchung
Ein gehörntes Wesen thront über zwei nackten Gestalten, die mit Ketten an ihn gebunden sind. Doch die Ketten liegen locker – sie könnten sich jederzeit befreien. Der Teufel ist Symbol für Versuchung, Abhängigkeit und Täuschung. Er zeigt uns unsere Schattenseiten, die wir nicht länger verdrängen dürfen. Erkenntnis: Wir sind frei, wenn wir die Illusion der Fesseln durchschauen.
XVI. Der Turm – Befreiung
Ein Blitz schlägt in einen hohen Turm, die Krone fällt herab, Menschen stürzen ins Leere. Es wirkt chaotisch, doch dahinter verbirgt sich eine Reinigung. Der Turm zerstört starre Strukturen, die nicht mehr standhalten können. Was zerbricht, war überholt. Diese Karte rüttelt wach: Durch den Zusammenbruch alter Sicherheiten eröffnet sich neue Klarheit.
XVII. Der Stern – Hoffnung
Unter dem Sternenhimmel kniet eine Frau an einem Wasserbecken. Sie gießt Wasser in den See und auf die Erde, um das Leben zu nähren. Über ihr funkeln acht Sterne, einer davon besonders hell. Der Stern symbolisiert Frieden, Inspiration und Vertrauen. Er erinnert uns: Nach jedem Sturm folgt Licht. Hoffnung und innere Heilung erblühen, wenn wir uns der Stille öffnen.
XVIII. Der Mond – Illusion
Zwei Türme stehen sich gegenüber, ein Hund und ein Wolf heulen den Mond an. Zwischen ihnen kriecht ein Krebs aus dem Wasser hervor. Der Mond steht für das Reich der Träume, für Täuschung und Sehnsucht. Er lädt ein, tiefer in die eigenen Gefühle zu tauchen, ohne den Verstand zu verlieren. Botschaft: Nicht alles ist, wie es scheint. Folge der Intuition, doch prüfe die Schatten.
XIX. Die Sonne – Freude
Zwei Kinder spielen unter einer strahlenden Sonne, Sonnenblumen blühen im Hintergrund. Wärme, Unschuld und Lebendigkeit durchdringen das Bild. Die Sonne ist Symbol für Freude, Klarheit und Liebe. Sie verheißt Erfolg und Zuversicht, erinnert uns aber auch an die kindliche Fähigkeit, das Leben mit offenen Augen zu feiern.
XX. Das Gericht – Erneuerung
Ein Engel bläst die Posaune, Menschen erheben sich aus Gräbern, Arme zum Himmel gestreckt. Das Bild zeigt den Ruf des Erwachens. Gericht bedeutet nicht Strafe, sondern Erneuerung und Neubeginn. Es ist die Stunde der Wahrheit: Wir erkennen, wer wir wirklich sind, und lassen uns von einer höheren Kraft rufen.
XXI. Die Welt – Vollendung
Eine nackte Frau tanzt in einem Kranz aus Lorbeer, in den vier Ecken blicken die Symbole der Evangelisten. Sie hält zwei Stäbe, Sinnbild für Gleichgewicht. Die Welt ist der Abschluss des großen Zyklus, die Vereinigung aller Gegensätze. Sie bedeutet Erfüllung, Ganzheit und Ankunft im eigenen Selbst. Hier schließt sich der Kreis – und zugleich öffnet sich ein neuer.